Dossier Deutschlandhalle Teil 1

von e18

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Das Informationsfreiheitsgesetz ist ein mächtiges Werkzeug unserer Demokratie, denn es gewährt Einblick in alle Vorgänge in Verwaltung und Politik, die normalerweise hinter geschlossenen Türen und in dicken Aktenordnern verborgen bleiben.

Der Fall der umstrittenen Abrissgenehmigung für die Deutschlandhalle hat unser nachbarliches Interesse geweckt und Erstaunliches zu Tage gebracht:

"Ein überwiegendes öffentliches Interesse verlangt diese Maßnahme".

So wird die Aufhebung des Denkmalschutzes begründet: Wenn die Messe nicht anstelle der Deutschlandhalle neue Messehallen bauen kann, kann sie keine großen Messen mehr veranstalten, dadurch gehen ihr Einnahmen, der Stadt Steuern und Kaufkraft sowie Arbeitsplätze verloren. Und das kann nicht ja in öffentlichem Interesse der klammen Stadt Berlin sein. So einfach ist das!

Und dieses öffentliche Interesse wiegt nun mal sehr viel schwerer als Gründe des Denkmalschutzes, die zudem alle nur Geld kosten: Die Sanierung und der Betrieb ist teuer und verschlingt Steuergelder.

Dabei hatte die Messe selbst im Jahre 2005 eine Studie erstellen lassen, die die Möglichkeiten, die Deutschlandhalle zu erhalten und als Messehalle zu betreiben, beleuchtet. Das Ergebnis war das "Deutschlandhalle Convention Center", ein Entwurf, der zu moderaten Kosten eine intelligente Nutzung mit nahezu verdoppelter Ausstellungsfläche (durch eine eingezogene Zwischenebene) ermöglichte.

Durch die unerwartet aufwändige Sanierung des ICCs und damit verbundene Schliessung desselben, reichte dieser Flächengewinn aber 2009 nicht mehr, und wegen fehlender 500qm Ausstellungfläche (4%) und angeblicher Mehrkosten ggü. einem Neubau wurde der Abriss beantragt.

Ich empfehle jedem privaten Eigentümer eines Denkmals Einsichtnahme in diese Akte zu nehmen, denn mit Verweis auf diese Begründung lässt sich ab sofort jede lästige - weil mit Mehrkosten verbundene - Auflage eines Denkmalschützers ablehnen.

Die wahre Schuld, dass es soweit kommen musste, trägt allerdings der Senat selbst. Dazu morgen mehr.

FS (Gast)* - Mittwoch, 15. Juni 2011, 00:30 schreibt:

Einsichtnahme Akte Deutschlandhalle

Würde gerne selber Einsicht nehmen. Wo kann man dies beantragen? Gibt es ein Aktenzeichen? Danke für die Info!

e18* - 15. Jun, 08:46 - antwortet:

Einsichtnahme

Die Akten sind leider über die Behörden verteilt. Ich habe bei der Obersten Denkmalschutzbehörde Einsicht genommen. Interessant soll auch das Dossier bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft sein.

Zur Einsichtnahme genügt ein formloses Schreiben/Email mit der Bitte um Akteneinsicht zum Thema Abriss Deutschlandhalle nach dem IFG.

Leider gibt es nach dem Denkmalrecht keine Einspruchsmöglichkeit der Öffentlichkeit, erst die neu zu erstellende Baugenehmigung kann angefochten (bzw. die Berücksichtigung von Anwohnerbelangen eingefordert) werden.


Krause (Gast)* - Donnerstag, 16. Juni 2011, 08:07 schreibt:

Denkmalschutz muss man sich leisten können ...

Lieber Verfasser,
Denkmalschutz muss man sich leisten können, das ist leider die Tatsache. Mir stellt sich zudem die Frage, was wirklich als Denkmal schützenswert ist: Eine Halle, die zwar 1936 errichtet wurde, aber im Krieg weitestgehend zerstört wurde und in den 50er Jahren mit den damals verfügbaren Mitteln nicht wirklich schön wieder aufgebaut wurde - ist das wirklich schützenswert? Die Meisten kennen nicht mal den Namen des Architekten.
Mein Eindruck ist eher, dass in der Diskussion um die DH viele Emotionen (mein erstes Konzert von XY habe ich dort gesehen, schnief...) mitschwingt. Die Messe benötigt Platz, und das nicht nur in der Zeit der ICC-Sanierung. Der Erhalt oder die Sanierung der alten DH würde sicher die gleiche Summe wie ein Neubau verschlingen - Gelder die weder das Land noch die Messe hat! Ich finde den Entschluss zum Abriss und Neubau richtig. Schade nur - ich hätte mir auch einen kühneren Hallenentwurf gewünscht. PS: Das damalige "Deutschlandhalle Convention Center" war eine Neubauplanung und keine Umbauplanung der alten DH.

e18* - 16. Jun, 11:01 - antwortet:

Denkmalschutz MUSS man sich leisten!

Liebe(r) Herr/Frau Krause (aus dem Netz der Messe Berlin),

jeder normale Eigentümer muss sich Auflagen des Denkmalschutz leisten können, das ist in der Tat so. Denkmalschutz ist eine Form der Kultur, und schließlich leisten wir uns ja auch Opern und Theater. Aus Kostengründen hätten wir die schon lange abschaffen müssen.

Und dass die Messe dringenden Platzbedarf hat, ist auch bekannt (und übrigens auch in der Denkmalbehörde berücksichtigt worden). Wie schon im Artikel beschrieben, beträgt der flächenmäßige Zugewinn 500qm. Andere zur Verfügung stehenden Flächen sind gar nicht ernsthaft geprüft worden, Ausweichflächen jenseits der AVUS erst recht nicht, dort baut jetzt Herr Krieger (der offensichtlich die gleiche Einstellung zum Thema Denkmalschutz hat).

Franz (Gast)* - 17. Jun, 11:18 - antwortet:

Messegelände

Die Messe hat natürlich k e i n e n weiteren dringenden Platzbedarf !! Die vorhandene Fläche reicht völlig, und die Hallen stehen meistens das ganze Jahr über leer. Einzig bei Funkausstellung,Fruit-Logistica, Funkausstellung und Grüner Woche (das sind rund ca. 4 Wochen im Jahr) gibt es mehr Bewerber für Ausstellungsflächen als die vorhandene Fläche. Es muß auch nicht "jeder" dort ausstellen "müssen", "ausgebucht"
ist "ausgebucht", ein Hotel wird ja auch nicht extra ein Gebäude mit Zimmern anbauen, nur weil man vielleicht einmal im Jahr mehr Zimmer vermieten könnte als tatsächlich vorhanden sind.


Kerstin (Gast)* - Freitag, 17. Juni 2011, 20:57 schreibt:

Ausstellung zum Architektenwettbewerb

"Vom 18.6. bis 27.6.2011 können täglich von 10 bis 19 Uhr die Modelle der verschiedenen Architekten aus dem Wettbewerb zum Neubau einer Halle auf dem Messegelände im Eingangsgebäude Messe Süd in der Jafféstraße 2 besichtigt werden. " steht unter www.messe-berlin.de

Zukunft (Gast)* - 18. Jun, 21:38 - antwortet:

Abriß der Messehallen

Die Betreiber der Messehallen inklusive unserer herrschenden Politiker sind doch von gestern. Die Zukunft sieht ganz anders aus. Statt das Messegelände weiter auszubauen ist Rückbau und Abriß der nicht geschützten Hallen angesagt. Ausstellungen und Messen sind nicht mehr zeitgemäß. Hier noch Steuerzahlergeld zu investieren
in neue Hallen bedeutet Veruntreuung von Steuergeldern.
Durch die neueren Techniken wie das Internet, Vorstellung von Produkten durch Animationsfilmen in 3-D oder anderen Formaten usw. wird die Anzahl der Ausstellungen und der Aussteller schon bald stark zurückgehen. Alles und der Geschäftsverkehr wird sich auf einer anderen Ebene abspielen - aber nicht mehr in ehrwürdigen Messehallen - und für die Beteiligten außerdem mit wesentlich geringeren Kosten verbunden sein. Nicht zu vergessen, in unserer globalisierten Welt zählt nur das jetzt und heute, also die Geschwindigkeit, man braucht nicht Monate vorher irgendetwas für eine Ausstellung planen etc. was dann zum Ausstellungszeitpunkt schon wieder überholt ist. Kosten- und Werbefaktor, das alles ist mit den neuen Medien viel besser zu gestalten,denen gehört die Zukunft. Messeausstellungen gehören deshalb bald der Vergangenheit an... und das ist auch (für Eichkamp) gut so .


e18* - Mittwoch, 29. Juni 2011, 15:23 schreibt:

Abriss beginnt

Der Bauzaun steht, und die ersten Schuttlaster verlassen in unregelmässigen Abständen die Baustelle. Offensichtlich wird schon mit den Vorarbeiten zum Abriss begonnen.

Dies sollte uns als Anwohner unruhig stimmen, denn eine der Bedingungen für die Abrissgenehmigung war, dass vor dem Abriss eine abgeschlossene und durchfinanzierte Detailplanung inkl. Baugenehmigung für den Nachfolgebau vorliegt.

Und nur im Rahmen der Baugenehmigung kann die Berücksichtigung von Anwohnerbelangen eingefordert werden...

*(Gast) bedeutet, dass der Verfasser nicht bei twoday.net angemeldet ist.

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