Massiger Möbelcontainer oder "grüne Bauausstellung"?

von Ewald Schürmann
(C) Ewald Schürmann

Was passiert auf der anderen Seite der Avus auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs der Reichsbahn? Aktuell werden von Möbelhändler Kurt Krieger Tatsachen geschaffen, die ein Ziel haben: Das Gelände ist von ihm aufgekauft worden und wird nun leergeräumt, indem diverse Anlieger – wie Kleingärten, Golfanlage, Hundeschule, Oldtimerreparaturen und andere – gekündigt wurden, um Platz für ein kompaktes Möbelhaus Hoeffner zu schaffen. Noch stehen diesem Bauprojekt aber rechtliche und politische Bedenken entgegen.

Doch Erfahrungen mit dem Investor an anderen Orten haben ihn dafür bekannt gemacht, seine Vorhaben mit langem Atem durchzuziehen, weshalb der Verkehrsausschuss des Siedlervereins Eichkamp höchst sensibel alle Initiativen des Unternehmers beobachtet und grundsätzlich skeptisch gegenüber der in der Presse verbreiteten These ist, das Projekt sei als gescheitert anzusehen.

Einige Eichkamper haben sich nun kürzlich auf dem Gelände des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks und Eisenbahnwerkstätten Grunewald umgesehen, um die Situation zu erkunden, aber vor allem auch, um die Phantasie anzuregen, welche alternativen Nutzungsideen für das Gelände denkbar wären. Christoph Flötotto, zweiter Vorstandsprecher des Siedlervereins, fasste seinen ersten Eindruck zusammen: „Beim Begehen des Geländes kam eine kreative Stimmung auf, die Fantasie wurde angeregt, der Ort aktiviert Visionen.“ Tatsächlich eröffnet sich nach dem Durchgang durch die Unterführung an der Cordesstraße eine alte Industrielandschaft mit hochwertigen und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Klinkerbauten, die für die Entfaltung interessanter Aktivitäten Raum geben könnten. Vor allem wären alternative Nutzungen gegenüber dem vom Möbelhändler verfolgten Plan von Abriss und Neubau denkbar. Die Substanz zu erhalten und ihre Besonderheit von historischer Architektur der geräumigen Hallen und einer breit gefächerten Gebäudeeinteilung ist ein reizvoller Gedanke. Vor allem, wenn man die vielen Beispiele der Neunutzung von alten Industrieanlagen etwa im Ruhrgebiet im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park oder Ruhr.2010 Kulturhauptstadt Europa als Modell nimmt. Viele andere Beispiele haben gezeigt, wie gewachsene Gebiete erhalten und modern genutzt werden können, oder wie es Cornelia Biermann-Gräbner vom Verkehrsausschuss auf den Punkt bringt: „Brachflächen nicht zuklotzen, sondern pfleglich behandeln.“ Für die gegenüber Eichkamp gelegene Fläche wäre ein ökologisches Referenzprojekt mit vielen Zukunftsmodellen von der alternativen Energieversorgung bis zu nachhaltigen Lebensformen wünschbar.

Johannes Wegner vom Vorstand des Eichkamper Siedlervereins sieht den Hauptgrund für eine Ablehnung eines sperrigen Möbelhauses an dieser Stelle mit den Augen künftiger Generationen: „Ich will nicht, dass meine Kinder eines Tages bei der Einfahrt nach Berlin nicht mehr das beliebte Spiel `wer als Erster auf der Avus den Funktturm sieht´ verzichten müssen, weil ein Möbelhaus den Blick versperrt.“ Der Verkehrsausschuss will deshalb den Widerstand gegen das Hoeffner-Projekt organisieren, gleichzeitig aber auch über die Zukunft des Geländes nachdenken und eine Bürgerwerkstatt durchführen. „Grunewald 21“ ist angesagt, wenn es darum geht, diesen grünen Teil Berlins nachhaltig zu gestalten. In einem Flyer wird in Kürze die Nachbarschaft über die Aktivitäten des Ausschusses informiert. Geplant ist die Gründung einer Bürgerinitiative, zu der im Juni eine erste Informationsveranstaltung durchgeführt werden soll. Wer sich für die Situation auf dem Gelände interessiert, sollte einmal einen Spaziergang dorthin unternehmen.
*(Gast) bedeutet, dass der Verfasser nicht bei twoday.net angemeldet ist.

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Die letzten 5 Kommentare

@Tim
Ja genau! Der Mann hat recht! Woher soll das Geld kommen?...
Barbara Mathis (Gast) - 9. Jul, 21:36
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Tina (Gast) - 6. Jul, 12:56
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