Forum Eichkamp : Heinrich von der Haar liest aus dem neuen Berlin Roman „ Der Idealist“
Eine persönliche Nach-„lese“ von Klaus-H. Kiel
Nun war es wieder soweit, im Rahmen des Forums Eichkamp machte Heinrich von der Haar
auf seiner Lesereise Station im Gemeindehaus Eichkamp und stellte seinen 2. Roman
„Der Idealist“ vor. Ein Großteil der Zuhörer, zu denen auch ich gehörte, ist gekommen, um zu erfahren, wie aus dem kleinen Heini ein jetzt gereifter junger Mann Heiner geworden ist. So knüpft Heinrich von der Haar an sein Erstlingswerk „Mein Himmel brennt“(2010) an und spannt den Bogen vom Münsterland zur Reise nach und ersten Begegnung mit Berlin der 70er Jahre. Sogleich erkennen wir als Zeitzeugen der damaligen Epoche unser eigenes Leben wieder, Erinnerungen werden wach. In seiner unverwechselbaren, ausdrucksstarken Sprache werden Erlebnisse in der WG, erste Begegnungen mit Frauen, die aufkeimende Sehnsucht nach Revolution und Veränderung, aber auch die Schwierigkeiten im späteren Berufsleben als Berufsschullehrer geschildert. Der „Idealist“ stößt auf Widerstände und Unverständnis bei Schülern, Lehrerkollegen und vor allem bei Ausbildungsbetrieben, die hinter der Aufforderung, „selbständig zu denken“ Versuche vermuten, ihre Auszubildenden zu aufrührerischen und kritischen jungen Menschen zu erziehen.
Es sind die Details, die mich faszinieren, Straßennamen, Gebäude, Personen, geschichtliche Ereignisse, aber auch kleine Momentaufnahmen.
„Alles ist wahr, aber nichts ist wirklich so passiert“, so wiederholte Heinrich von der Haar immer wieder seine Antwort auf die Frage, ob es sich nicht doch bei dem „Idealist“ um autobiografische Bezüge handele. Und im Klappentext des Buches lesen wir:“ Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden…“ (ach Heinrich!! möchte man sagen…) So stellen wir uns in der „fiktiven“ Person des Heiner den 1948 geborenen, heute etwas ergrauten, häufig mit einem breitkrempigen Hut abgelichteten Autor vor.
(Anmerkung: Dieser breitkrempige Hut durfte natürlich auch bei der Lesung nicht fehlen, aber leider blieb deshalb über weite Strecken das Gesicht des Autors im Dunkeln, denn die Beleuchtung im Raum strahlte senkrecht von oben. Etwas schade, denn bei so manchen ironisch-verschmitzten Passagen hätte ich gern sein Lächeln und das Zwinkern mit seinen Augen gesehen.)
Zwischen einzelnen Abschnitten spielt Leon W. Schönau am Flügel freie Improvisationen über bekannte Songs, wie „Yesterday“ von den Beatles und „Bandiera rossa“ (Avanti popolo) u.a., die den vom Autor beschriebenen Geist der 70er Jahre wiedergeben sollen. Der Pianist improvisierte die Stücke sehr souverän, aber ließ die tragenden Melodien immer nur anklingen. Es gab kein befreiendes „aha!“, nur vorsichtiges mit dem Fuß im Takt Wippen, zu gern hätte ich mal mitgesummt. (Vielleicht haben sich Autor und Musiker abgesprochen, die Zuhörer auch bei der Musik zu motivieren, die Feinheiten und Details herauszuhören.)
Im letzten Abschnitt seiner Lesung gelangen wir mit dem Autor endlich nach „Eichhorst“ (natürlich wieder nur eine zufällige Namensgebung). Darauf haben die Zuhörer gewartet, was erzählt der Autor über „unser“ Eichkamp, es bleibt recht kurz, die Neugier wird nicht richtig gestillt, wir sind damit indirekt aufgefordert, das Buch zu lesen…..
Abruptes Ende, heftiger Schlussapplaus, nun ein Schluck Sekt und mit den Zuhörern ins Gespräch kommen. Kann ein jüngerer Mensch die Fülle der Details, die Situationen, die Namen und eine historische Epoche nacherleben, bzw. mit eigenen Erlebnissen verbinden oder übertragen, die er nicht selbst erlebt hat? Dem Autor gelingt es, so ist mein Fazit, den Leser auf die Reise in die Vergangenheit mitzunehmen, ohne ihn aus der Verantwortung zu entlassen, sich auch mit kleineren Begebenheiten auseinanderzusetzen.
In das neu erstandene Buch schreibt mir der Autor:
„Für Klaus-Heiner und für die Freiheit des Geistes“, unter diesem Motto mache ich mich an die Lektüre, mal sehen…
Zum Schluss noch der Hinweis auf den Fortsetzungsroman: "Jani - Der Kapuzenjunge". Die Geschichte eines Adoptivkindes im Berlin der 90er Jahre. Erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2015. Wir dürfen gespannt sein....
Nun war es wieder soweit, im Rahmen des Forums Eichkamp machte Heinrich von der Haar
auf seiner Lesereise Station im Gemeindehaus Eichkamp und stellte seinen 2. Roman
„Der Idealist“ vor. Ein Großteil der Zuhörer, zu denen auch ich gehörte, ist gekommen, um zu erfahren, wie aus dem kleinen Heini ein jetzt gereifter junger Mann Heiner geworden ist. So knüpft Heinrich von der Haar an sein Erstlingswerk „Mein Himmel brennt“(2010) an und spannt den Bogen vom Münsterland zur Reise nach und ersten Begegnung mit Berlin der 70er Jahre. Sogleich erkennen wir als Zeitzeugen der damaligen Epoche unser eigenes Leben wieder, Erinnerungen werden wach. In seiner unverwechselbaren, ausdrucksstarken Sprache werden Erlebnisse in der WG, erste Begegnungen mit Frauen, die aufkeimende Sehnsucht nach Revolution und Veränderung, aber auch die Schwierigkeiten im späteren Berufsleben als Berufsschullehrer geschildert. Der „Idealist“ stößt auf Widerstände und Unverständnis bei Schülern, Lehrerkollegen und vor allem bei Ausbildungsbetrieben, die hinter der Aufforderung, „selbständig zu denken“ Versuche vermuten, ihre Auszubildenden zu aufrührerischen und kritischen jungen Menschen zu erziehen.
Es sind die Details, die mich faszinieren, Straßennamen, Gebäude, Personen, geschichtliche Ereignisse, aber auch kleine Momentaufnahmen.
„Alles ist wahr, aber nichts ist wirklich so passiert“, so wiederholte Heinrich von der Haar immer wieder seine Antwort auf die Frage, ob es sich nicht doch bei dem „Idealist“ um autobiografische Bezüge handele. Und im Klappentext des Buches lesen wir:“ Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden…“ (ach Heinrich!! möchte man sagen…) So stellen wir uns in der „fiktiven“ Person des Heiner den 1948 geborenen, heute etwas ergrauten, häufig mit einem breitkrempigen Hut abgelichteten Autor vor.
(Anmerkung: Dieser breitkrempige Hut durfte natürlich auch bei der Lesung nicht fehlen, aber leider blieb deshalb über weite Strecken das Gesicht des Autors im Dunkeln, denn die Beleuchtung im Raum strahlte senkrecht von oben. Etwas schade, denn bei so manchen ironisch-verschmitzten Passagen hätte ich gern sein Lächeln und das Zwinkern mit seinen Augen gesehen.)
Zwischen einzelnen Abschnitten spielt Leon W. Schönau am Flügel freie Improvisationen über bekannte Songs, wie „Yesterday“ von den Beatles und „Bandiera rossa“ (Avanti popolo) u.a., die den vom Autor beschriebenen Geist der 70er Jahre wiedergeben sollen. Der Pianist improvisierte die Stücke sehr souverän, aber ließ die tragenden Melodien immer nur anklingen. Es gab kein befreiendes „aha!“, nur vorsichtiges mit dem Fuß im Takt Wippen, zu gern hätte ich mal mitgesummt. (Vielleicht haben sich Autor und Musiker abgesprochen, die Zuhörer auch bei der Musik zu motivieren, die Feinheiten und Details herauszuhören.)
Im letzten Abschnitt seiner Lesung gelangen wir mit dem Autor endlich nach „Eichhorst“ (natürlich wieder nur eine zufällige Namensgebung). Darauf haben die Zuhörer gewartet, was erzählt der Autor über „unser“ Eichkamp, es bleibt recht kurz, die Neugier wird nicht richtig gestillt, wir sind damit indirekt aufgefordert, das Buch zu lesen…..
Abruptes Ende, heftiger Schlussapplaus, nun ein Schluck Sekt und mit den Zuhörern ins Gespräch kommen. Kann ein jüngerer Mensch die Fülle der Details, die Situationen, die Namen und eine historische Epoche nacherleben, bzw. mit eigenen Erlebnissen verbinden oder übertragen, die er nicht selbst erlebt hat? Dem Autor gelingt es, so ist mein Fazit, den Leser auf die Reise in die Vergangenheit mitzunehmen, ohne ihn aus der Verantwortung zu entlassen, sich auch mit kleineren Begebenheiten auseinanderzusetzen.
In das neu erstandene Buch schreibt mir der Autor:
„Für Klaus-Heiner und für die Freiheit des Geistes“, unter diesem Motto mache ich mich an die Lektüre, mal sehen…
Zum Schluss noch der Hinweis auf den Fortsetzungsroman: "Jani - Der Kapuzenjunge". Die Geschichte eines Adoptivkindes im Berlin der 90er Jahre. Erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2015. Wir dürfen gespannt sein....
Ganzen Beitrag vom 13.04.13 und 1 Kommentar anzeigen
oder selber einen Kommentar verfassen
-------------------------------------------------
oder selber einen Kommentar verfassen
-------------------------------------------------
Lesung aus dem Berlin-Roman DER IDEALIST
Neben einer großen Begeisterung über die authentisch erzählte Geschichte schwankten offenbar Einzelne zwischen Skepsis über Heiners Gerechtigkeitskampf und einer verschämten Unsicherheit, ob man nicht doch versäumt hat, sich am studentischen Aufbruch beteiligt zu haben. Jemand äußerte gar, er habe zu Studienbeginn nicht mal gewusst, was ein Streik sei. Ich spürte auch Trauer, sich seit seiner Jugendzeit nicht mehr für Ideale engagiert zu haben. Die Frage, ob der idealistische Held in Eichforst letztlich glücklich wird, ist noch offen.
EIN KURZFILM DER LESUNG findet sich hier: www.youtube.com/watch?v=5ij8925iSSw.
Fotos siehe auch: www.heinrichvonderhaar.de/13_04_09-Berlin_Eichkamp.htm.