Prof. Leslie Baruch Brent im Forum Eichkamp
von schue
Unglück und Glück in einem langen Leben. Eine zerrissene Biografie, über die niemand zu urteilen hat. Sie spiegelt, wie jüdisches Leben in einer dunklen Phase deutscher Geschichte verfolgt und zerstört wurde, oder aber den Neuanfang irgendwo anders in der Welt herausforderte. Sehr sehr offen hat Prof. Leslie Brent über sein Leben beim Eichkampforum am 18. Dezember 2012 berichtet, indem er aus seiner Biografie "Ein Sonntagskind? Vom jüdischen Waisenhaus zum weltbekannten Immunologen" (im Original: „Sunday's child? A Memoir“) vorlas und im Gespräch Fragen beantwortete beziehungsweise anderen Zeitzeugen Raum zu historisch-biografischen Ergänzungen ließ.
Die Stolperstein-Initiative hatte den Naturwissenschaftler aus London eingeladen. Er hatte die Verlegung des ersten Eichkamper Stolpersteins vor dem Haus Waldschulallee 7 mit veranlasst. Dort hatte seine Schwester Eva Susanne Baruch als Untermieterin bei der Familie Magud gewohnt. Sie wurde 1942 mit ihren Eltern nach Riga deportiert und dort ermordet. Von der Familie überlebte nur der Bruder Lothar, der mit einem Kindertransport nach England gelangte, wo er später den Namen Leslie Brent annahm.
Wie lässt sich eine Biografie unter Bedingungen des Nazideutschland erzählen, bei denen der größte Teil der jüdischen Bevölkerung systematisch umgebracht wurde, während es einigen wenigen gelang, der drohenden Ermordung zu entkommen? Leslie Brent tut dies mit einer sachlich-präzisen Erzählweise, indem er die Daten seiner Biografie wie Faktenmaterial aufbereitet und nur hier und da sparsame Kommentare einstreut. Die quälende Frage, wie es ein Kind erlebt, in ein sicheres Land fliehen zu können, während die Eltern und die Schwester in Deutschland zurückbleiben und sterben müssen, braucht der Autor seiner eigenen Biografie nicht zu beantworten. Dieses Problem ist und bleibt eine besonders brutale und perfide Variante des Naziregimes, die Verfolgten zu spalten und in Gewissenskonflikte treiben zu wollen.
Das Buch von Leslie Brent ist eine spannende Lektüre, die eine Biografie mit Zeitgeschichte verbindet. Eine glückliche Kindheit mit der Familie in Köslin, dann als begabter Schüler von Mitschülern terrorisiert, der Rückzug nach Berlin in ein jüdisches Waisenhaus und Gymnasium und schließlich 1938 mit Hilfe der Quäker der Kindertransport nach England über die Niederlande als Weg in die Freiheit. Dort begann ein ganz neues Leben, eine neue Identität in einem fremden Land, ein neuer Name, Offizier in der britischen Armee, Studium später Karriere als erfolgreicher Wissenschaftler. Erst im Alter dann der Rückblick und die Spurensuche und die Annäherung an ein verändertes Deutschland und Berlin, wohin Prof. Leslie Baruch Brent nun wieder gerne reist.
Schön, dass es der Stolperstein-Initiative immer wieder gelingt, so intensive Gesprächsabende zu veranstalten.
Hier kommen Sie zur Seite Stolpersteine
Unglück und Glück in einem langen Leben. Eine zerrissene Biografie, über die niemand zu urteilen hat. Sie spiegelt, wie jüdisches Leben in einer dunklen Phase deutscher Geschichte verfolgt und zerstört wurde, oder aber den Neuanfang irgendwo anders in der Welt herausforderte. Sehr sehr offen hat Prof. Leslie Brent über sein Leben beim Eichkampforum am 18. Dezember 2012 berichtet, indem er aus seiner Biografie "Ein Sonntagskind? Vom jüdischen Waisenhaus zum weltbekannten Immunologen" (im Original: „Sunday's child? A Memoir“) vorlas und im Gespräch Fragen beantwortete beziehungsweise anderen Zeitzeugen Raum zu historisch-biografischen Ergänzungen ließ.
Die Stolperstein-Initiative hatte den Naturwissenschaftler aus London eingeladen. Er hatte die Verlegung des ersten Eichkamper Stolpersteins vor dem Haus Waldschulallee 7 mit veranlasst. Dort hatte seine Schwester Eva Susanne Baruch als Untermieterin bei der Familie Magud gewohnt. Sie wurde 1942 mit ihren Eltern nach Riga deportiert und dort ermordet. Von der Familie überlebte nur der Bruder Lothar, der mit einem Kindertransport nach England gelangte, wo er später den Namen Leslie Brent annahm.
Wie lässt sich eine Biografie unter Bedingungen des Nazideutschland erzählen, bei denen der größte Teil der jüdischen Bevölkerung systematisch umgebracht wurde, während es einigen wenigen gelang, der drohenden Ermordung zu entkommen? Leslie Brent tut dies mit einer sachlich-präzisen Erzählweise, indem er die Daten seiner Biografie wie Faktenmaterial aufbereitet und nur hier und da sparsame Kommentare einstreut. Die quälende Frage, wie es ein Kind erlebt, in ein sicheres Land fliehen zu können, während die Eltern und die Schwester in Deutschland zurückbleiben und sterben müssen, braucht der Autor seiner eigenen Biografie nicht zu beantworten. Dieses Problem ist und bleibt eine besonders brutale und perfide Variante des Naziregimes, die Verfolgten zu spalten und in Gewissenskonflikte treiben zu wollen.
Das Buch von Leslie Brent ist eine spannende Lektüre, die eine Biografie mit Zeitgeschichte verbindet. Eine glückliche Kindheit mit der Familie in Köslin, dann als begabter Schüler von Mitschülern terrorisiert, der Rückzug nach Berlin in ein jüdisches Waisenhaus und Gymnasium und schließlich 1938 mit Hilfe der Quäker der Kindertransport nach England über die Niederlande als Weg in die Freiheit. Dort begann ein ganz neues Leben, eine neue Identität in einem fremden Land, ein neuer Name, Offizier in der britischen Armee, Studium später Karriere als erfolgreicher Wissenschaftler. Erst im Alter dann der Rückblick und die Spurensuche und die Annäherung an ein verändertes Deutschland und Berlin, wohin Prof. Leslie Baruch Brent nun wieder gerne reist.
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