Neues vom Mittwoch, 19. März 2014:

Musikalische Sternstunde hoch drei -das Haußner-Trio in Eichkamp

von Dr. Helmut Johannsen



Kammermusik vom Allerfeinsten wurde einem übersichtlichen, aber rundum begeisterten Publikum beim Benefizkonzert des Haußner-Trios am 15. März geboten. Eine sonst seltener zu hörende Trio-Besetzung mit Klarinette (Jacek Mielczarek), Cello (Ulrike Seifert) und Klavier (Julia Haußner) brachte "unseren" Saal (und nebenbei auch unsere Spendenkasse) zum Klingen -und er klingt gut! Hochprofessionellen und preisgekrönten Künstlern quasi zum Anfassen nahe beim Musizieren zusehen und vor allem zuhören zu können, das wird einem nicht jeden Tag geboten -dabei ist dies doch der kleinere Rahmen, für den diese Musik ursprünglich gedacht ist!

Die Komponisten der beiden Stücke des ersten Teils gehören zur riesigen Heerschar der manchmal zu Recht, aber nicht selten auch zu Unrecht kaum bekannten oder gar vergessenen Komponisten.
Der Däne Emil Hartmann wirkte in der 2. Hälfte des
19. Jahrhunderts, der Epoche der Romantik, in Kopenhagen, einer damals sehr lebendigen Musikmetropole, vergleichbar diesbezüglich mit Wien oder Paris. Seine dreisätzige Serenade Op.24 enthält ähnliche musikalische Ausdrucksmittel wie die berühmterer Zeitgenossen wie Schumann oder Brahms und kann sich in Ideenreichtum und Originalität durchaus an ihnen messen lassen. Besonders der langsame zweite Satz, die "Romanze", gab unseren Solisten an der Klarinette und am Cello Gelegenheit, in wunderschönen Kantilenen miteinander in Dialog zu treten, verbunden und kontrastreicht ergänzt durch die Klavierstimme.

Eine ebenso lohnende Neuentdeckung war der amerikanische Komponist Robert Muczynski, Sohn polnischer Einwanderer, dessen Orchesterwerke immerhin von den großen Orchestern der USA gespielt werden, dessen kompositorischer Schwerpunkt aber auf den kleineren Besetzungen vor allem für Bläser liegt. Obwohl erst 2010 gestorben, wird er den "Neo-Klassizisten" zugeordnet, sodass wir Laien nicht befürchten mussten, vom allzu experimentellen Werk eines zeitgenössischen Komponisten überfordert zu werden. Ganz im Gegenteil: das "Fantasy-Trio" Op.26 kam fast konventionell und durchaus eingängig daher. Lyrische Passagen wurden von tänzerischen bis hin zu swingenden Rhythmen abgelöst, unüberhörbar mit Elementen des Jazz durchsetzt, sodass so mancher Fuß im Publikum ins Wippen geriet! Die Musiker konnten hier mit Stilsicherheit, homogenem Zusammenspiel und souveräner Technik glänzen.

Nach Stärkung durch den schon obligatorischen Pausen-Imbiss (Danke den üblichen Verdächtigen!) folgte der unzweifelhafte Höhepunkt des Abends. Beethovens Trio Op.38 für Klarinette, Cello und Klavier ist eine eigene Bearbeitung seines berühmten Septetts Op. 20 für vier Streicher und drei Bläser, das heute zu den populärsten Werken der Kammermusik-Literatur gehört. Mit seinen sechs Sätzen stellt es vom Umfang und den musikalischen und technischen Anforderungen her höchste Ansprüche an die Ausführenden. So konnte besonders im breit angelegten Variationensatz und im schnellen Schlusssatz jeder der drei Künstler seine solistische Könnerschaft in Virtuosität und Tonschönheit unter Beweis stellen. Und ich wage zu behaupten: das Haußner-Trio ließ sich an diesem Abend durch das fast atemlos lauschende Publikum zu einer besonders engagierten Aufführung inspirieren, die Spielfreude war ihm jedenfalls am Ende anzusehen. So ließ es sich nach dem begeisterten Schlussapplaus trotz des kräftezehrenden Programms nicht lange bitten und beschloss den Abend mit einer schönen Zugabe von Max Bruch.

Bleibt zu hoffen, dass wir die sympathischen Künstler in nicht zu ferner Zukunft wieder einmal zu Gast haben. Man kann nur dankbar sein, wenn hochkarätige Profimusiker trotz ihres ausgefüllten Berufsalltages bereit sind, "just for charity" nach Eichkamp zu kommen. Es ist ihr Verdienst, dass die in Hochstimmung versetzten Zuhörer großzügig für das Gemeindehaus gespendet haben, sodass die "Ziellinie" wieder ein Stück näher gerückt ist. Hoffen wir, dass der Saal in Zukunft dann noch oft von so schöner Musik erfüllt wird und sich dann noch mehr Eichkamper zum Kommen animieren lassen!

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Die letzten 5 Kommentare

@Tim
Ja genau! Der Mann hat recht! Woher soll das Geld kommen?...
Barbara Mathis (Gast) - 9. Jul, 21:36
Top
Toller Beitrag und tolle Bilder. Danke für diesen Post. Grüße
Tina (Gast) - 6. Jul, 12:56
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@Erdmännchen: aus meiner Sicht muss man heute mehr...
Tim (Gast) - 2. Jul, 12:48
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Ich kann den sinnlosen Beitrag von Uwe nicht verstehen. Die...
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